immer das meer

Als Du nicht mehr suchtest
Und nicht mehr riefst
Regten sich Stimmen
Jenseits und tief
Doch was Du entdecktest
Glich Dir nicht mehr
Und der Geschmack den Du schmecktest
War tief und dunkel und sehr
Ungewöhnlich und das Licht war neu
Grell gleißend und leer
Und ganz hinten da wartet
Immer das Meer

Und er sagte zu ihr
Ich weiß was Du suchst
Doch sein Atem roch billig
Mit dem er sprach wie ein Buch
Und er wollte sie führen
In sein Schattenland
Doch ihr Herz schlug wie wild
Und rief Das ist nicht Dein Mann
Und sie folgte dem Ruf
Und zerriss das Band
Schlug mit den Hufen
Setzte sich zur Wehr
Und rannte und hinten
Wartet immer das Meer

Die Tage der Muße
Schienen gezählt
Als sei nur noch das möglich
Was Du einst gewählt
Was süß war ist bitter
Und was glänzte ist fahl
Und die fruchtbaren Felder
Sind verwaist und kahl
Und du rennst wie ein Köter
Durch Wüsten so leer
Und erst als Du blind wirst
wollen die Füße nicht mehr
und ganz hinten da wartet
Immer das Meer

Sie beide war´n glücklich
Übermütig sogar
Und er küsste sie zärtlich
Und strich ihr sanft über´s Haar
Und sie wollte nur kurz
Ein Kleid kaufen geh´n
Sie lächelte ihn an
Ganz verliebt blieb er stehn
Dann ließ er sie geh´n
Sie bog um die Ecke
Und er sah sie nie mehr
Und ganz hinten da wartet
Immer das Meer

Sie streunten zusammen
Durch die Nacht wie ein Tier
Ihre Bilder war´n Beute
Sie tranken billiges Bier
Ihre Röcke war´n kurz
Und ihre Jacken gegerbt
Und sie warfen das Geld raus
Als hätten sie es geerbt
Und der Morgen kam
Und warf sie raus in den Tag
Ihre Mütter standen
An den Haustüren parat
Und dann schliefen sie leise
Und wussten nichts mehr
Und ganz hinten da wartet
Immer das Meer

Als er alt war und runzlig
Traf es ihn wie ein Blitz
Ihr Gesicht erschien deutlich
Durch all die Jahre ein Riss
Und sie lächelte leise
Wie beim ersten Mal
Sie war jung und doch weise
Und erhaben und warm
Ihre Augen war´n Meere
Und ihr Lachen so weit
Ihre Stimme klang fern
Aus vergangener Zeit
Was hat er getan
In den Jahr´n ohne sie
Warum ließ er sie damals
Einfach zieh´n
Er sucht nach der Antwort
Doch er weiss sie nicht mehr
Und ganz hinten da wartet
Immer das Meer

Die Kinder erwachsen
Und alle Schulden bezahlt
Fragte sie sich manchmal
Werde ich nun alt
Ihre Jahre vergangen
Wie Wellen am Strand
Und sie blickt lange und tief
In ihre runzlige Hand
Wo war ihr Lachen
Und wo war ihr Mann
Sie geht zurück in die Jahre
Als ihre Stimme noch klang
Warum ließ sie sich damals
Von ihm ziehen
Sie fand nie eine Antwort
Doch wusste immer wohin
Und nun nimmt sie die Frage
Tief in ihr Herz
Und findet endlich den lange
Ersehnten Schmerz
Und sie weint tagelang
Und Krämpfe schütteln sie sehr
Und ganz hinten da wartet
Immer das Meer

Er war jung und auch kräftig
Und stand am Scheideweg
Aber irgendwas hielt ihn
Er fühlte sich wie ein Dieb
Er dachte an seine Eltern
Hatten sie sich geliebt
An wen dachte die Mutter
Wenn sie den Vater rief
Und von wem träumte der Vater
Wenn er viel zu früh schlief
Könnte er es ergründen
Ging es ihn etwas an
Würde er Liebe finden
Glücklich werden als Mann
Und dann riss er sich los
Und die Fragen verflogen
Setzte Schritte energisch
In den jungen Morgen
Und er ging voller Hoffnung
In sein Leben hinein
Und sie sah´n ihn nie wieder
Doch vermissten ihn sehr
Und ganz hinten da wartet
Immer das Meer

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